Kennt ihr das auch, wenn…?
Oder: die vielen „Hüte…“
… kennt ihr das auch, wenn man Alles selber machen muss, und deshalb kaum mehr zu seiner eigentlichen Arbeit kommt?
Tja, da sitze ich nun mit meiner tollen Idee! Musik, so dachte ich, ist genau mein Ding! Songs komponieren, Texte schreiben, singen, Gitarre spielen… und dann stell ich das ganze online und werde bekannt! Und dann berühmt…! Und dann – REICH!! (nur ein Scherz!)
Aber – Moment! So einfach ist es nicht. Erst muss man ja mal etwas haben, das online gestellt werden kann! Ein „Produkt“. Also in meinem Fall meine Songs als Audiodateien. Gut, kein Problem. Ich such mir ein Studio und nehme alles fein auf. Nur leider sind solche Studio-Sessions ziemlich teuer, und wenn man erst anfängt, als unbekannter Singer/Songwriter, ist das Budget unter Umständen nicht so üppig. So wie auch bei mir! Also investiere ich lieber in ein Heimstudio und mach die Aufnahmen selber!? Kann ja nicht so schwer sein…
Das kann ja nicht so schwer sein!
Um es etwas abzukürzen: es IST so schwer…! Klar, man kann heutzutage schon für kleines Geld ein brauchbares Homestudio aufbauen. Ein ausreichend starker Rechner, ein DAW-Programm (was für Digital Audio Workstation steht), dazu eine Schnittstelle und ein gutes Mikrofon – schon kann`s losgehen! Nur sollte man nicht vergessen, dass man die Technik auch verstehen und bedienen muss. Und nicht umsonst ist Tonmeister ein richtiger Beruf, der viel Können und Erfahrung erfordert.
Außerdem ist es mit dem Aufnehmen der Lieder ja nicht getan. Man muss die Aufnahmen dann noch abmischen, mastern, registrieren bzw. listen lassen, downloaden, vertreiben, bewerben, und, und, und… Nun, ich persönlich habe beim Start meines Musikprojektes nicht überblickt, wie viele weitere Bereiche, außer dem eigentlichen „Machen“ der Musik, man sonst noch so beherrschen und durchführen muss. Natürlich kommt es auch darauf an, wie umfangreich und professionell das Ganze werden soll. Und wieviel Unterstützung man hat! Bei einer Band lassen sich schon mal viele Aufgaben verteilen, alle helfen mit oder so. Wenn die Band allerdings irgendwann die Flügel streckt, was leider relativ oft passiert, dann kann man wieder von vorne anfangen… Als Solo-Künstler ist man unabhängig, aber muss eben auch alles Solo bewerkstelligen.
Die Vielen Hüte…
Ich sehe mich dabei manchmal wie einen Darsteller, der ständig seine Rollen wechseln muss! Im einen Moment sitze ich mit meinem „Musiker-Hut“ vor dem Mikrofon. Im nächsten Augenblick klingelt das Telefon, und ich setze schnell den „Manager-Hut“ auf, um Verhandlungen zu einem Auftritt zu führen usw. Um euch eine grobe Vorstellung zu machen, denkt einfach mal an einen Kinofilm! Da gibt es dann immer diesen endlosen Abspann, in dem all die vielen Helferlein und Zuarbeitenden genannt werden, ohne die so eine Produktion nie zustande käme. Okay, in meinem Fall ginge das dann ungefähr so:
Idee, Buch und Regie . . . . . . AnDree
Hauptrolle . . . . . . . . . . . AnDree
Produzent . . . . . . . . . . . AnDree
Kamera, Licht, Ton, Bühnenbild usw… AnDree
Werbeagentur, Social Media, Vertrieb uvm… AnDree
Es ist endlos! Ja, genau wie der Abspann im Kino, wo ja auch nie jemand bis zum Schluss zuschaut… Also, ich hab schon manchmal geschaut. Und zwar dann, wenn im Film irgendein Song vorkam, bei dem ich wissen wollte wer da gesungen hat! Auch das wird nämlich im Abspann genannt, meist ziemlich am Ende…
Wir ernten was wir säen…
Es ist also gerade zum Start eines solchen Projekts ein Spagat zwischen professionellem Anspruch und verfügbarem Budget. Wenn entsprechend viel Kapital da ist, kann man natürlich Profis engagieren! Es gibt ja unzählige Angebote aller Art, von Experten, die sich um Webseiten, Internetauftritte, Anzeigenkampagnen etc. kümmern. Und natürlich Tonstudios und Videofilmer, bei denen man seine Werke aufnehmen und ins rechte Licht setzen lassen kann! Hat man dieses Kapital nicht zur Verfügung, muss man eben kleinere Brötchen backen, und so viel wie möglich selbst erlernen und dann erledigen! In jedem Fall ist und bleibt es so, dass man nicht mit Erfolgen und Aufmerksamkeit rechnen kann, ohne vorher etwas zu investieren! Seien es die Zeit und Energie, die erforderlichen Basics zu erlernen und auszuprobieren, oder das Geld um sich diese Skills irgendwo einzukaufen.
Die ganze Musik-Landschaft hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten gewaltig verändert! Während früher, in den goldenen Zeiten der Musikindustrie, ein „Plattenboss“ entscheiden konnte, wessen Musik gefördert, produziert und verkauft wurde, hat man das als Künstler heute doch ein ganzes Stück weit selbst in der Hand! Die heute leicht verfügbare Technik, um Musik zu produzieren, zu veröffentlichen und zu vertreiben, gepaart mit den neuen Möglichkeiten, sich im Internet einem Millionenpublikum zu präsentieren, machen den früher heiß ersehnten „Plattendeal“ weitgehend überflüssig! Wenn man wie hier beschrieben bereit ist, die ganze Arbeit selbst zu übernehmen, die früher Aufgabe der Plattenfirmen war.
Gut, es gibt diese Musikindustrie natürlich immer noch. Und ein Musiker würde wohl meistens lügen wenn er behauptete, er würde ein Angebot eines Major-Plattenlabels ausschlagen und lieber alles selbst machen… Es werden auch heute durchaus noch Plattenverträge geschlossen. Jedoch in der Regel erst dann, wenn eine Band sich bereits in Eigenregie ein Image und eine Fan-Base aufgebaut hat. Bis dahin gilt eben: DIY - do it yourself…!
Das Tolle an der Sache ist allerdings: FALLS es dann doch irgendwann klappt mit dem Erfolg, dann darf man mit Recht stolz darauf sein! Und es wird keine Gönner und Förderer geben, die einen „groß gemacht“ haben, und dich demnach auch wieder absägen könnten! So wie es schon vielen Künstlern ergangen ist…
Abspann…
Fein! Dann hätten wir´s für heute mal wieder geschafft. Das wäre übrigens noch ein weiterer meiner vielen „Hüte“: Blogger! Ansonsten versuche ich gerade eine Visitenkarte zu entwerfen, auf die all das hier drauf passt:
Komponist* Texter* Interpret* Arrangeur* Tonmeister* Drehbuchautor* Kameramann* Schauspieler* Techniker* Produzent* Webdesigner* Computerfreak* Marketingexperte* Blogger* Verkäufer* Rechtskenner* Booking-Agent* Sound-Ingenieur* Charmebolzen* Buchhalter* Steuerberater*
In diesem Sinne: Danke euch für´s Lesen, und für euer Interesse! Ich hoffe wir sehen und /oder hören uns bald wieder! Bis dahin...
… Pay attention to the Poet! Because you need him – and you know it!...
euer AnDree
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